Fernsehgerät aus dem Jahr 1958.
TV-Bänder I und III
Visiotest Abstimmhilfe
Bestückt mit 19 Röhren
Bildröhre MW43-80 mit 43cm Bilddiagonale
Visiotest Abstimmhilfe
getrennte Bass- und Discant Regler
Seitlich abstrahlender permanentdynamische Breitband Lautsprecher 17,5 cm
An der Frontseite ist ein zweiter Lautsprecher für die Höhenabstrahlung nach vorne eingebaut.
Anschluß für Kabel-Fernregler FR4 für Lautstärke und Helligkeit.
Eingebauter VHF-Dipol
Leistungsaufnahme ca 170 Watt.
Abmessungen 54 x 44 x 40 cm
Gewicht ca 25 kg
Neupreis im Jahr 1958: DM 888.-
Das Chassis wurde auch im Braun HF1 verwendet.
Das gereinigte und instandgesetzte Chassis.
Ungewöhnlich ist die Anordnung der Röhren auf der Bedruckungsseite der Platinen. Dadurch wird aber eine gute thermische Entkopplung zwischen Röhren und sonstigen Bauelementen erreicht.
Dieses Gerät habe ich für einen Euro als einziger Bieter vom Erstbesitzer "ersteigert". Es war wohl im Jahr 1958 eines der ersten Fernsehgeräte in Weiterstadt.
Fernsehgeräte von TELEFUNKEN aus den 50ern findet man heute kaum noch bei Internet-Auktionen. Das Interesse bei Sammlern scheint auch sehr gering zu sein. Unklar ist warum, war das Volumen zu klein? oder gab es Qualitätsprobleme?
Vielleicht war auch das eigenwillige Design schuld, um Lautstärke oder Helligkeit zu verändern, muss mann umständlich eine Klappe auf der Oberseite öffnen. Es entsprach zwar dem Trend dieser Zeit, alles Technische sollte nicht sichtbar sein, ist aber im Alltag wenig benutzerfreundlich. Kontrast und Helligkeit wurde nicht automatisch an die Raumhelligkeit angepasst, sondern musste von Hand hinter einer Holzklappe eingestellt werden. Auch die Toneinstellungen will man ja abhängig vom Programm anpassen.
Man hat sich bei Telefunken möglicherweise an das Design eines OEM-Kunden angelehnt, dieses umständliche Bedienkonzept im Jahr 1960 aber wieder verlassen.
Nach dem öffnen der Rückwand zeigen sich die Staubschichten aus den letzten 60 Jahren. Das Elekrolyt aus den Elkos drängt durch die Alubecher nach drausen, Papierkondensatoren sind mit bizarren Formen aufgeplatzt. Im Hochspannungskäfig unter dem Zeilentrafo ein großer Wachstropfen...
An eine Inbetriebnahme ist nicht zu denken, Zuerst müssen alle sichtbar defekten Teile ersetzt werden.
Nach der Reinigung und Austausch aller defekten Kondensatoren, sowie einiger Widerstände erfolgt bei unterbrochenem Heizkreis ein Test der Anodenspannungsversorgung. Alles gut, auch der 60 Jahre alte Selengleichrichter verrichtet klaglos seinen Dienst.
Jetzt wird ein Anschluß des Selengleichrichters gelöst und der Heizkreis getestet. Wegen der Umstellung im Wechselstromnetz von 220 auf 230 Volt musste der Heizstrom durch Korrektur des Vorwiderstandes auf 300mA eingestellt werden.
So weit, so gut. Jetzt wird das Gerät über eine Schutzvorrichtung komplett eingeschaltet. Dem Bild fehlt noch die richtige Geometrie und der Ton ist leise und stark verbrummt.
Beim Wobbeln der Durchlasskurve offenbart sich das Problem. Der ZF-Verstärker ist durch die Alterung der frequenzbestimmenden Bauteile stark verstimmt.
Leider ist der Abgleich über alles nach Telefunken-Vorschrift mit dem Grundig AS4F Wobbler wegen fehlender Wobbelbereiche nicht möglich. So begnüge ich mich mit dem Abgleich des ZF-Verstärkers.
Nicht perfekt, aber Bild und Ton sind jetzt OK!
Produktionsfehle nach 60 Jahren durch Sichtkontrolle enddeckt: Der Draht zu Hochtöner war noch nie angelötet.
Wegen der rostigen Bildschirmmaske und einer beträchtlichen Schmutzansammlung zwischen Bildschirm und Schutzscheibe muss jetzt noch das Gerät komplett demontiert werden.
Nicht ganz ungefährlich: Starker Druck wurde vermutlich beim Transportieren des Gerätes auf den Bildröhrenhals ausgeübt. Die Kontakte der Bildröhrenfassung haben sich schon durch die Isolierplatte im sehr kurz dimensionierten Schutztubus und die Geräterückwand gedrückt.
Wer sich jetzt an Oma's alten Fernseher auf den Dachboden erinnert, sollte ohne elektrotechnisches Grundwissen nicht auf die Idee kommen, diesen einfach wieder einzuschalten. Diese Geräte sind wegen der inzwischen zahlreichen defekten Bauelemente und der fehlenden Netztrennung im unsanierten Zustand "brandgefährlich". Das Metallchassis führt konstruktionbedingt volle Netzspannung.